VW-Bully

Der Wunsch war eigentlich schon immer da. Mit dem Bully um die Welt. Anfang der siebziger waren wir das erste mal mit einigen Freunde nach Norwegen unterwegs. Das war schon ein Abenteuer. An der dänischen Grenze verreckte der Motor. Da war guter Rat teuer oder auch nicht. Ruck zuck fanden wir einen Schrottplatz. Bruno und Reinie konnten das Problem lösen. Der Motor wurde einfach ausgebaut. Sowas geht heute wohl nicht mehr.

Mit 34 PS durch die Welt

Irgendwann war es dann soweit. Wir hatten unseren ersten Bully. Eine riesige Sonne prangte auf der Seite. Campingbus hieß für uns nicht Camping im Bus. Wir mussten noch sehr viel Extragepäck mitschleppen. Man konnte nicht im Bus schlafen. Dafür hatten wir ein komfortables Hauszelt. Hauszelt, weil es aussah wie ein kleines Haus. Es war schon verrückt. Den Dachgepäckträger liehen wir uns vom Nachbarn. Der hielt dann auf der Fahrt nach England aber nur bis Belgien. Die schöne Sonne an der Schiebetür war leider auch nicht für die Ewigkeit. Die Tür gammelte durch und musste irgendwann repariert werden. Da war die Sonne weg.

Sehr oft sind wir in den ersten Jahren nach UK gefahren. Zum einen war es dort sehr schön und außerdem hatten wir in London einige Freunde.

Die Maschine war ja etwas schwach. Mit 34 PS kommt man auch nicht immer sehr weit. Das mussten wir einmal in der Nähe von York feststellen. Der alte Bully schaffte den Berg nicht und wir mussten schieben. Das wars dann also.

Ein zuverlässiger Händler bot uns 1978 einen etwas moderneren Bully an. Mit 70PS und Doppelvergaser war das schon ein schneller Hirsch. Er musste allerdings noch ausgebaut werden. Das war garnicht so einfach. Gab es doch zu der Zeit noch nicht alle Ausbauteile zu kaufen. Das Campen mit dem Bully kam gerade ins Werden. Die Küche wurde sehr praktisch im Heck eingebaut. Im Innenraum gab es dann eine Sitzbank in Fahrtrichtung, eine hinder dem Fahrer und dazwischen einen Tisch, den man verstellen konnte. Nachts war das dann unser Schlafplatz.

Im Sommer 1979 waren wir mal wieder mit unserem Campingclub unterwegs. Regina war gerade schwanger. Es war aber alles gut. Es war eine tolle Truppe mit der wir unterwegs waren. Wie es der Zufall so wollte, standen wir genau hinter einer Familie aus Bremen-Nord. Wir zeigten uns sehr interessiert an dem Vorzelt. Ein wirklich tolles Teil. Es gelangte tatsächlich noch an dem Wochenende in unseren Besitz. Der beste Deal ever.

Campingplatz Köln

Im Dezember haben wir uns dann vergrößert. Unsere Tochter Sarah wurde geboren. Wir waren jetzt zu Dritt und hatten damit ein Problem. Das Kind war zwar sehr klein, aber irgendwo musste unser Schätzchen ja schlafen. Der Bully wurde also zum ersten Mal umgebaut. Damit man sich mal aufrecht hinstellen konnte wurde ein kleines Aufstelldach eingebaut. Mitten im Winter, im Keller vormontiert, das Dach aufgesägt und dann draußen vor der Tür montiert. Unser Mitbewohner Willi war die beste Hilfe, die man sich denken konnte. Alles hat wunderbar geklappt. Für unsere Sarah kam dann zum Schlafen eine Hängematte ins Fahrerhaus. Alles tippitoppi.

Im Sommer 1980 bekamen wir Besuch von Freunden aus London. Mit denen machten wir dann ein Campingtour am Rhein.

Ein kleines Malheur erwischte uns. So musste unser geliebter Bully in die Werkstatt. Dabei wurde er auch gleich zweifarbig lackiert. In diesen neuen Farben sollte es dann 1981 mit Freunden nach Norwegen gehen. Das war der erste, große Urlaub mit unserer Sarah. Sie war mittlerweile eineinhalb Jahre alt.

Die Bilder aus diesem Urlaub kann man sich auch anschauen im Bereich des Bildarchivs.

Für 1982 hatten wir uns dann allerdings etwas mehr vorgenommen. Wir wollten unsere Familie vergrößern. Unsere Sarah sollte ein Geschwister bekommen. Man weiß ja, dass es prima geklappt hat. Wir wurden Vier. Allerdings bedeute das auch, dass der Bully wieder umgebaut werden musste. Das war aber ein größerer Kraftakt.

Mur de Bretagne

Der Bully bekam ein festes Hochdach. Damit schafften wir Schlafplatz für die beiden Mädels. Unser Bett wurde auch umgebaut. Mittlerweile gab es für die Sitzbank die Spezialbeschläge, damit sie in der Schlafstellung angehoben werden kann. Bullyfreunde wissen sicher Bescheid. Das Heckzelt behielten wir aber bei. Gerade im Sommer bot es doch die Möglichkeit der zusätzlichen Lüftung.

So waren wir also als glückliche Familie unterwegs. Mit Ruth und Georg und deren Kindern machten wir uns auf den Weg nach Frankreich. Es war ein toller Sommer an den wir immer wieder zurückdenken müssen.

Man mag es kaum glauben. Die Jahre vergingen und die Zeit für den Bully auch. Es ergab sich, dass Regina wieder in Job zurück musste. Also machten wir den Wechsel. Ich hörte bei der großen Fernsehfirma auf. Etwas Glück hatte ich aber auch. Ich bekam eine Abfindung. So war es möglich, einen neuen Bully zu kaufen.

Wir wollten uns aber auch platzmäßig vergrößern. Es wurde also kein Bully. Es wurde ein VW LT. Der brachte ein ganz anderes Platzangebot. Ein Jahr habe ich gezeichnet und geplant. Zeichnen und planen war in den Achtzigern nicht wie heute. Womöglich am Computer mit CAD-Software und Multilayer und so. Nein. Das gab es nicht. Millimeterpapier war angesagt. In A3 mit Multipapierlayer. Basiszeichnung, Layer für Strom, Layer für Gas, Layer für 220V-Anschluss und Layer für Möbel. Alles von Hand mit spitzem Bleistift.

Dann kam die Ausführung. Zuerst wurde von einer Spezialfirma das große Hochdach montiert. Dann kam aber auch schon mein Teil der Arbeit. Eine Bodenplatte wurde eingebaut. Abwassertank wurde unter dem Fahrzeug montiert. Heizungsanlage war danach an der Reihe. Die Möbel wurden im Haus montiert und dann vor dem Haus auf dem Parkstreifen eingebaut. Die Dachisolierung wurde eingeklebt. Darauf kam dann der Teppich, der alles etwas wohnlich machen sollte. Das einschiebbare Hochbett wurde eingepasst. Es sollte alles perfekt werden. Unser LT sollte einige Jahre halten. Am Ende waren es dann 10 Jahre.

Mit der Oma sind wir dann 1985 nach Polen gefahren. Das war für uns alle ein Erlebnis. Viele schöne Reisen folgten. Wir waren weiter in Europa unterwegs. Wir waren als Familie unterwegs. Das war das Allerschönste.

Wie es manchmal im Leben so ist, es schließt sich der Kreis. Lange ist es her, dass wir mit dem LT unterwegs waren. Das kleine Mädchen, dass wir im ersten Bully vorne in die Hängematte zum Schlafen gelegt haben, hat diesen Bully-Virus eingeatmet.

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