Im Sommer 1979 lernten wir Ruth und Georg kennen. Wir erwarteten unser erstes Kind. Wie es sich für angehende Eltern gehörte, bereiteten wir uns ordentlich vor. Ein gewisser Herr Fernand Lamaze hat sich eine besondere Atemtechnik ausgedacht von der wir annahmen, dass sie die Beste ist. Den gleichen Kurs hatten auch die Beiden belegt. Nach einer gewissen Zeit stellten wir gemeinsam fest, dass wir auch noch fast Nachbarn waren. Weitere Treffen folgten und wir wurden Freunde.
Nachdem im Dezember unsere beiden Töchter geboren waren, gab es sehr viele Treffen. Mit anderen Eltern entstand eine Kindergruppe. Es gab viele Anlässe zu denen wir zusammen kamen.
Als im Jahr 1982 dann noch unsere zweiten Kinder geboren wurden, war alles komplett. Ruth und Georg zogen in eine größere Wohnung in Findorff. Wir waren nun zu Acht. Es lag nahe, auch gemeinsam Urlaub zu machen.
Wir waren schon einige Jahre mit unserem VW-Bus unterwegs. Also verbrachten wir auch mal ein gemeinsames Campingwochenende. Später folgte dann auch der erste, gemeinsame Urlaub. Unser Ziel war Berck-Plage in Nordfrankreich. Eine wirklich schöne Zeit. Unvergessen sind auch die Ferien beim Huber-Bauern in der Nähe von Bad Endorf. (Campingplatz Sebastian Huber, Grölking 2, 83139 Söchtenau)
Zwischenzeitlich hatte Georg sich mit einer Werbeagentur selbstständig gemacht. Das bedeutete für ihn mehr Arbeit. Nach weiteren Wohnungswechseln konnte er ein großes Haus in einem anderen Stadtteil erwerben. Seiner Meinung nach eine gute Sache. So konnte er Wohnen und Arbeiten gut verbinden. Wir trafen uns nicht mehr so oft. Aber wir trafen uns.
Das Jahr 1994 war für mich ein Schicksalsjahr. Im Frühjahr bekam ich einen Herzinfarkt und musste ins Krankenhaus. Georg hat mich noch auf der Intensivstation besucht. Das bleibt und ich werde es nie vergessen.
Nachdem nun die Kinder groß waren, machten wir uns gelegentlich alleine auf den Weg. Städtetrips waren angesagt. München, Berlin, Prag oder Rom waren unsere gemeinsamen Ziele. Im Jahr 2005 machten Georg und ich uns auf eine lange Reise nach Havanna. Das war ein grandioses Erlebnis. Wir hatten eine tolle Zeit.
In der Zeit danach nahm für Georg ein Wunsch Gestalt an. 2006 kaufte er sich eine alte Motoryacht in den USA. Die „NAN“. Mit viel Enthusiasmus restaurierte er das alte Boot. Damit wollte er Urlaub machen und sich langsam auf seine Zeit als Ruheständler vorbereiten. Doch es sollte anders kommen. Er hatte eine Idee. Die Idee von etwas Größerem. Ein Hotelschiff. Im Jahr 2010 konnte er die Motoryacht „Nedeva“ im Osten der USA erwerben. Wieder lag viel Arbeit vor ihm. Eine Firma für die Yacht wurde gegründet.
Die folgende Jahre wurden für unsere Beziehung noch ruhiger. Wir sahen uns nun sehr selten. Es lag wohl auch an der Arbeit. Wir verloren uns nicht aus den Augen. Es lief aber nicht mehr so rund wie am Anfang.
Dann erreichte uns im Dezember 2015 eine schreckliche Nachricht. Am 6. Dezember starb Ruth. Wir konnten es nicht begreifen. Sie wurde nur 61. Plötzlich war sie nicht mehr da. Wir haben ihre Asche unter einem Baum in ihrem geliebten Garten verstreut.
Ein weiterer Schock erreichte uns dann später. Bei Georg wurde Krebs diagnostiziert. Nach einer Operation und diverser Chemotherapien schien es ihm besser zu gehen. Wir hatten danach ein- oder zweimal noch telefoniert. Gesehen haben wir uns noch einmal zu meinem 70. Geburtstag. Im Herbst kam der Krebs dann wieder zurück. Wir besuchten Georg Anfang Dezember in der Klinik.
Am 26. Dezember 2019 hat Georg uns dann für immer verlassen. Der Krebs hat ihn besiegt. Heute, am 1. Februar, nehmen wir auf seiner „Nedeva“ für immer Abschied.
Ach Fredi, bin sehr gerührt.
Sehr sehr schön geschrieben!