Boltenhagen

Einmal eine Woche ausspannen wollten wir. Auch Rentner brauchen das. Ferienwohnung und Zugfahrt konnten wir im Januar bereits buchen. Es sollte alles so klappen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Fahrt mit dem Zug war ohne Probleme. Wir fuhren am Freitag. Für Montag war ein Streik angesagt. Also alles richtig gemacht. Bei Sonnenschein kamen wir an. Das war schon mal vielversprechend. Anmeldung, Schlüsselausgabe und Wohnung waren gut zu erreichen.

Der erste Weg führte uns an den Strand. Der war toll. Und so leer. Vorsaison eben. Entlang des gesamten Strandes führt parallel ein Spazierweg mit ausreichend Rastmöglichkeiten. Wir mussten allerdings noch etwas Einkaufen. Wir hatten ja eine FeWo. Ungefähr einen Kilometer entfernt gab es an der Hauptstraße einen Supermarkt. Den steuerten wir an. Für den Rückweg nahmen wir dann den Weg über die Strandpromenade. Wir waren angekommen.

Der Ort mit etwa 2500 Einwohnern liegt an der Ostsee zwischen Lübeck und Wismar. Es sieht alles sehr beschaulich aus, obwohl es sehr stark vom Tourismus abhängig ist. Es gibt einige Ferienanlagen und viele Ferienwohnungen auch in Privathäusern. Im Sommer sollen in Boltenhagen ungefähr 30.000 Menschen wohnen. Ein zentraler Punkt ist eine 270 Meter lange Seebrücke.

Unsere Wohnung befand sich im Dorfkern. Viele kleine Geschäfte, Restaurants und Cafés laden zum Besuch ein. Auf einem kleinen Hügel gegenüber dem Seehotel, dem ältesten Hotel am Ort, gibt es eine kleine Kirche. Sie wurde gegen 1873 erbaut. Allerdings nicht sosehr für die Bevölkerung, sondern eher für die Touristen, die man anlocken wollte.

An die Touristen hat man auch beim ÖPNV gedacht. Es gibt einige Busverbindungen auch in die Umgebung. Mit dem Bus sind wir ja auch aus Grevesmühlen gekommen. Das Besondere ist allerdings der Fahrpreis. Zwischen den Orten Boltenhagen, Redewisch und Tarnewitz kostet eine Fahrt einen Euro. Egal, ob man nun eine Haltestelle fährt oder eine längere Strecke.

Also probierten wir den Service aus und fuhren nach Tarnewitz. Am östlichen Ende des wunderschönen Sandstrandes gibt es eine Halbinsel mit dem Namen Tarnewitzer Huk. Heute hat man daraus ein Naturschutzgebiet gemacht. Im Krieg entstand hier ein Versuchsgebiet für Flugmunition. Nach dem Krieg war dann die gesamte Küste Grenzgebiet. Von hier aus war der kürzeste Weg schwimmend eine Fährlinie, die zwischen Travemünde und anderen Ostseehäfen verkehrte, zu erreichen. Über 170 Menschen verloren hier bei der Flucht ihr Leben.

Die Weiße Wiek, wie die Bucht hier heißt, ist heute ein großes Resort mit Hotels und vielen Ferienwohnungen. Es sieht alles sehr gleichförmig aus. Für Menschen, die das mögen. In der kleinen Marina liegen zahlreiche Boote und schwimmende Ferienhäuser. Der einzige Lichtblick sind einige Fischerboote und kleine Hütten, in denen die Fischer ihre Werkzeuge und Netze aufbewahren. Ein weiterer Lichtblick sind zwei nette Restaurants in denen man ganz toll Fisch essen kann.

Wenn man dem Boltenhagener Strand nun in nördlicher Richtung gen Redewisch folgt, kommt man an eine Steilküste. Zu dieser Jahreszeit ist es dort noch sehr ruhig. Wenn man am Wasser lang gehen möchte, muß man zuerst eine Steinbarriere überwinden. Danach hat man einen wunderschönen Spaziergang vor sich. Entstanden ist dieser Teil in der letzten Eiszeit. Verschiedene Erdschichten liegen übereinander. An einigen Stellen haben sich Vögel eine Bruthöhle gegraben.

Von Redewisch aus kommt man auf dem Rückweg durch Alt-Boltenhagen. Bei einer Führung wurden wir aufmerksam auf ein kleines, strohgedecktes Haus. Gegenüber des kleinen Weges gab es noch eine Besonderheit. Ein kleiner Teich, der funktioniert wie ein Artesischer Brunnen. Er wird durch eine Verbindung zum Grundwasser gespeist. Es soll auf den umliegenden Feldern noch einige solcher Wasserquellen geben.

Nach einer Woche ist unsere Zeit um. Mit vielen Erinnerungen treten wir mit dem Zug die Heimreise an. Es war eine schöne Zeit.

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